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Tankstellenchips

Autor
Michaelis, Antonia

Tankstellenchips

Untertitel
Ein Heldenepos. Illustriert von Kathrin Schüler. Ab 14 Jahre
Beschreibung

In einer Sommernacht lernen sie sich kennen: Sean, Student aus dem Iran, seit zwei Monaten in Deutschland, und Davy, aus dem Heim abgehauen, auf der Suche nach einem Freund. Beide werden Zeugen eines Überfalls. Von nun an verfolgt von Verbrechern und Polizei türmen sie zusammen quer durch Deutschland …
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Oetinger Verlag, 2018
Seiten
362
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-7891-0918-8
Preis
18,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Antonia Michaelis, Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in Süddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie nun als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat zahlreiche Kinder und Jugendbücher veröffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit großem Erfolg. »Der Märchenerzähler«, ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Zum Buch:

Eigentlich wollte Shayan per Boot über das Mittelmeer und von Europa aus nach England flüchten. Er kommt aus dem Iran, genauer gesagt aus Teheran, und sollte dort eigentlich hinter Gittern sitzen. Und das alles nur wegen eines Fotos und einem blutbeflecktem Kleid. Nun ist es aber so, dass ihm das Geld für den nächsten Schlepper in Deutschland ausgeht. Er kommt dort in eine Flüchtlingsunterkunft, bis über seinen weiteren Verbleib entschieden wird. Einige Zeit später verliert er aber seinen Schlüssel für den Spind in der Unterkunft, in dem sich seine wichtigsten Sachen befinden, und zwar an einem Strand. Also geht er mitten in der Nacht noch einmal los, um ihn zu suchen. Während der Suche hört er plötzlich das Klirren eines eingeschlagenen Fensters und verhaltenen Lärm. Neugierig, wie er ist, folgt er diesen Geräuschen und findet sich vor einem Ferienhaus wieder. Als er nun durch das Fenster blickt, sieht er drei vermummte Gestalten ganz in schwarz, die gerade dabei sind, das Haus leer zu räumen. Auf einmal wird der ganze Raum von Licht durchflutet und der Besitzer des Hauses steht in der Tür zum Schlafzimmer. Damit hatten die Einbrecher nicht gerechnet. Erschrocken zieht einer der Männer eine Pistole, und ein Schuss fällt, woraufhin der Mann zusammensackt. Schnell packen die Einbrecher ihre Ausrüstung und verschwinden durch die Haustür. Als Shayan sicher ist, dass die Einbrecher weg sind, rennt er nach drinnen, um dem Mann zu helfen. Er ruft mit seinem gebrochenen Deutsch einen Krankenwagen und redet beruhigend auf den beinahe bewusstlosen Mann ein. Nun hört Shayan neben dem Röcheln des Mannes noch ein weiteres Geräusch. Er sieht sich um und im Flur des Hauses einen kleinen Jungen stehen, ungefähr acht Jahre alt. Der kleine Junge meint, sie sollten lieber verschwinden. Shayan hat im Iran nur schlechte Erfahrung mit der Polizei gemacht, aber hatte er nicht gelernt, dass die Polizei in Deutschland dein Freund und Helfer ist? Was soll er jetzt tun? Einem kleinen Jungen vertrauen oder auf die Polizei warten und ihr alles erklären?

Das Buch ist toll, da es die Sicht eines Menschen auf Deutschland widerspiegelt, der immer nur negative Erfahrungen mit der eigenen Regierung und dem Vertrauen in die Gerechtigkeit gemacht hat. Auch sein Blick auf die Frauen ist sehr von seiner Kultur und seinem Heimatland geprägt. Ihn beeindrucken zum Beispiel die starken deutschen Frauen, die einen eigenen Willen haben und sich vor allem eine eigene Existenz aufbauen können, auch ohne ihren Ehemann. Außerdem bringt das Buch immer eine neue, unerwartete Wendung mit sich. Ich habe Tankstellenchips sehr genossen, weil ich es toll fand, mit Shayan und Davy Deutschland zu bereisen, die unterschiedlichsten Eindrücke der Menschen auf diese beiden so ungleichen Freunde mitzuerleben und ihre vielen, häufig lustigen Versuche zu bestaunen, sich in die Gesellschaft einzufügen. Ein meiner Meinung nach rundum gelungener Roman.

Vicco Siebicke, fast 15 Jahre