Zum Buch:
Samarendra Ambani, den alle nur Sam nennen, ist ein aufstrebender junger Schweizer Architekt mit indischen Wurzeln, der auf einer Website einen Aufruf entdeckt, Entwürfe für den Bau einer Oper in Bagdad einzureichen. Trotz der Bedenken seines Partners, der keinen Sinn darin sieht, etwas zu bauen, was sofort wieder zerbombt wird, reicht Sam seinen Entwurf ein und schafft es damit prompt unter die Finalisten, worauf er eingeladen wird, nach Bagdad zu reisen, um seinen Auftraggeber kennenzulernen. Bis dahin also keine wilde Geschichte. Aber gleich nach der Landung im Irak läuft alles, aber auch wirklich alles schief. Der Termin wird wieder und wieder verschoben, in Sams Koffer befindet sich die Schmutzwäsche eines Fremden, die Sicherheitsleute, die zu seinem Schutz abgestellt wurden, nehmen ihm seinen Reisepass weg, er landet in einem Safe House, das alles andere als safe ist, sein Auftraggeber wird erschossen, die Sicherheitsleute verschwinden spurlos, er verirrt sich in Bagdad und wird zum Schluss wegen Spionageverdacht festgenommen und in eine feuchte Zelle gesperrt. Als Leser glaubt man dann, das war’s, nette rasante Geschichte usw., denn das ist ja schon ziemlich viel Stoff für ein recht dünnes Buch. Aber Arnon Grünberg wäre nicht Arnon Grünberg, wenn er nicht noch mindestens zwei Asse im Ärmel stecken hätte. Denn wenn man gerade kurz Luft geholt hat, zieht er einem auf zehn Seiten den Boden unter den Füßen weg, so dass man nicht mehr weiß, wo und wie die Geschichte so dermaßen aus dem Ruder laufen konnte. Das ist ganz große Kunst. Man fragt sich teilweise, ob man jetzt lachen oder nur mit dem Kopf schütteln soll, ob dieser Sam nun ein verkannter Held ist, oder ein völliger Armleuchter. Um das herauszufinden, liest man das Buch dann auch gerne ein zweites Mal, was ja auch nicht so oft vorkommt.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln