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Hanf

Autor
Woltron, Ute

Hanf

Untertitel
Ein Portrait. Illustriert von Falk Nordmann
Beschreibung

Zu Hanf – inzwischen bekannter unter dem lateinischen Namen Cannabis – hat fast jeder eine Meinung. Die reicht von „ist harmloser als Alkohol“ bis „Einstiegsdroge für die wirklich harten Stoffe“. Dass es sich bei Hanf um eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit handelt und diese vor noch nicht allzu langer Zeit zu weit mehr diente, als sich einen entspannten Abend mit einem Joint zu verschaffen, ist kaum noch bekannt. Die Buchautorin und Wirtschaftsjournalistin Ute Woltron hat eine kleine Kulturgeschichte des Hanfs geschrieben – informativ, persönlich und hochinteressant zu lesen!
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Matthes & Seitz Berlin, 2020
Seiten
159
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-95757-857-0
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Ute Woltron, geboren 1966 in Neunkirchen, studierte Architektur in Wien und arbeitet als Journalistin zum Thema Wirtschaft, Architektur und Reisen. Zu ihren Veröffentlichungen zählen u. a. Menschen sind auch nur Gärtner: Freche Gartengeschichten (2009) sowie 99 Genüsse, die man nicht kaufen kann – Selbstgemachte Köstlichkeiten aus Natur & Garten (2011).

Zum Buch:

Hanf – inzwischen bekannter unter dem Name Cannabis – gilt als Rauschmittel und fällt damit unter das Betäubungsmittelgesetz. Dabei ist Hanf eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt, die in fast allen gemäßigten bis tropischen Zonen zu finden ist und jahrhundertelang auf vielfältige Weise genutzt wurde: Aus Faserhanf wurden reißfeste Seile und Taue, Segel für die großen holländischen Schiffe oder Leinwände für Gemälde gefertigt. Hanf war der Rohstoff für wunderbar haltbares Papier, er wurde als Futterpflanze verwendet, und seine Samen sowie das daraus gewonnene Öl waren ein wichtiger Nahrungsbestandteil. Nicht zu vergessen die Wirkung als Heilkraut, das zahlreiche Beschwerden wenn nicht beseitigen, so doch zumindest lindern kann. Hanf war somit auch ein wichtiger agrarischer Wirtschaftsfaktor. Die berauschende Wirkung von Cannabis – geraucht, gebacken, in Tee getrunken oder als Konfekt genossen – zählte in den meisten Ländern des nahen und fernen Ostens zur Alltagskultur. Auf ihrem Ägyptenfeldzug kamen Napoleons Soldaten damit in Berührung und brachten den Cannabisrausch nach Europa, wo die entspannende und bewusstseinsverändernde Wirkung unter Dichtern und Malern, aber durchaus auch in den bürgerlichen Salons Verbreitung fand.

Mit dem Erstarken der Baumwoll- und der Pharmaindustrie begann, unter Mitwirkung einzelner fanatischer Politiker, Mitte des 19. Jahrhunderts in Amerika ein Feldzug gegen die Cannabisnutzung. Geißelten die einen den Genuss der Pflanze als jugendverderbend, wollten die anderen einen lästigen Konkurrenten aus dem Weg schaffen. Es kam zu einer regelrechten „Cannabisprohibition“, die schnell fast alle Länder erfasste, nur den zwiespältigen Ruf des Hanfs als Droge übrig ließ und die Menschen bis heute polarisiert. Seine Anhänger preisen die entspannende und heilsame Wirkung von Cannabis, dessen Genuss harmloser als Alkohol sei, für die Verächter ist Hanf die Einstiegsdroge in den Weg zur Abhängigkeit und daher strikt zu verbieten.

Allerdings weichen die Fronten in den letzten Jahren auf. Mit der Legalisierung in einigen Ländern, der teilweisen Erlaubnis, Cannabis für den persönlichen Gebrauch zu nutzen, und dem zunehmenden Interesse der Medizin, z.B. an der Linderung der Nebenwirkungen der Krebstherapie oder bei chronischen Schmerzen, wird Cannabis langsam rehabilitiert. Neuere Verfahren, Cannabiskonzentrate herzustellen, bergen indes durchaus Gefahren, besonders für unerfahrenen Nutzer.

Interesse an Cannabis hat die Buchautorin und Wirtschaftsjournalistin Ute Woltron seit langem, und 15 Jahre lang hat sie selbst Hanf angebaut, wenn auch nie konsumiert. Dann riet ihr ein Neurologe zu dem Versuch, ihre peinigenden Migräneattacken durch ein bis zwei Joints in der Woche erträglicher zu machen – mit durchschlagendem Erfolg. Mit Hanf hat sie eine kleine Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Pflanze geschrieben, in der es viel zu entdecken gibt – informativ, persönlich, und hochinteressant zu lesen.

Ruth Roebke, Bochum